Nach Fund von Neugeborenen :
Passagierinnen in Qatar zwangsuntersucht

Von Till Fähnders, Singapur
Lesezeit: 2 Min.
Am Flughafen von Qatar wurden mehrere Frauen einer Zwangsuntersuchung unterzogen.
Am Flughafen von Doha sind mehrere Passagierinnen aus Flugzeugen geholt und zwangsuntersucht worden, nachdem zuvor ein Neugeborenes am Flughafen gefunden worden war. Einige der Betroffenen legten daraufhin Beschwerde ein.

Nach massiver Kritik an der herabwürdigenden Behandlung mehrerer Passagierinnen am Flughafen von Doha hat sich die Regierung von Qatar am Mittwoch für das Vorgehen entschuldigt. Die Frauen waren aus dem Flugzeug geholt und anschließend einer gynäkologischen Zwangsuntersuchung unterzogen worden. Zuvor war auf dem Flughafen im Müll ein in Plastik eingewickeltes Neugeborenes gefunden worden. Die Behörden vermuteten die Mutter unter den Passagierinnen. In dem islamischen Emirat müssen Frauen, die unverheiratet Kinder bekommen, mit einer Strafe rechnen. Das Kind ist gesund, die Mutter wurde bislang aber nicht gefunden.

Laut Berichten in der australischen Presse waren einige der Passagierinnen durch den Vorfall tief verstört und traumatisiert. Die Vorgänge hatten vor allem in Australien Aufmerksamkeit erregt, da 13 der 18 betroffenen Frauen auf einem Flug der Qatar Airways nach Sydney Anfang Oktober Australierinnen waren.

Einige von ihnen hatten sich nach der Landung über den Vorgang beschwert. Der Öffentlichkeit war er aber erst durch einen Bericht des australischen Fernsehens vom Montag bekanntgeworden. Der Sender Seven Network News hatte berichtet, die Frauen seien in einem Rettungswagen auf dem Rollfeld untersucht worden.

Die Regierung in Canberra hatte die Behandlung der Frauen als „inakzeptabel“ und „erschreckend“ kritisiert. Nach Angaben der australischen Außenministerin Marise Payne waren Passagierinnen aus insgesamt zehn Flugzeugen zwangsuntersucht worden. Menschenrechtlern zufolge könnte das Vorgehen als sexuelle Nötigung eingestuft werden.

„Das Ziel der schnell angesetzten Suche war es, die Flucht der für dieses fürchterliche Verbrechen Verantwortlichen zu verhindern“, hieß es in einer Mitteilung aus Doha. „Der Staat Qatar bedauert aber jegliche Not und Übertretung der persönlichen Freiheit, die bei den Reisenden durch diese Aktion verursacht wurden.“ Der Vorfall werde umfassend untersucht.