Heftiger Regen hat in Teilen Deutschlands zu schweren Überschwemmungen geführt, die Lage hat sich aber vielerorts entspannt. Vor allem in Berlin sind die Auswirkungen des Unwetters noch zu spüren – hier hält der Ausnahmezustand noch an.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für das Wochenende in vielen Teilen Deutschlands weiter mit Dauerregen. Die Intensität der Niederschläge lasse aber nach, hieß es. Für Berlin und Brandenburg wurde eine Unwetterwarnung vor extrem ergiebigem Dauerregen aufgehoben. Für den Nordosten und Norden warnte der DWD allerdings weiter vor andauernden Regenfällen und Sturmböen.
Insbesondere in der Hauptstadt waren am Donnerstag schwere Regenfälle niedergegangen. Örtlich fiel binnen weniger als 24 Stunden mehr als doppelt so viel Regen wie normalerweise im ganzen Juni. Die Berliner Wasserbetriebe sprechen von einem Jahrhundertregen.
Dieser versetzte die Feuerwehr in einen Dauereinsatz: Insgesamt rückte sie am Donnerstag 2536-mal aus, wie Thomas Kirstein von der Berliner Feuerwehr gegenüber N24, dem Fernsehsender der WELT, sagte. In der Nacht seien die Helfer 200-mal gerufen worden.
Auch am Freitagmorgen gingen die Einsätze weiter. Eigentlich sollte der Ausnahmezustand in der Hauptstadt um 8 Uhr enden. „Die aktuelle Lage lässt aber keine Aufhebung des Ausnahmezustands zu“, sagte Björn Radünz von der Berliner Feuerwehr. Es seien noch rund 600 Feuerwehrleute im Einsatz. „Berlin kommt nicht zur Ruhe“, twitterte die Feuerwehr am Mittag.
Hauptproblem sind nach wie vor vollgelaufene Keller. „Wir appellieren an die Bevölkerung, bis zu einer Wasserhöhe von circa fünf Zentimetern nicht die Feuerwehr zu rufen“, sagte Radünz.
Haus in Charlottenburg evakuiert
Am Morgen war der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt teilweise weiter gestört. Einige U-Bahn-Linien waren unterbrochen, stellenweise wurde ein Pendelverkehr eingerichtet, wie die Berliner Verkehrsbetriebe mitteilten. Am Donnerstag waren U-Bahnhöfe mit Wasser vollgelaufen.
An anderen Stellen entspannte sich die Lage schon am frühen Morgen. So lief am Flughafen Tegel seit Freitagmorgen der Betrieb wieder normal. 180 Fluggäste hatten die Nacht auf dem Flughafen verbringen müssen, weil ihre Flüge komplett gestrichen worden waren.
Ein unterspültes Haus in Charlottenburg, bei dem zwischenzeitlich Einsturzgefahr bestand, wurde am Morgen von Statikern wieder freigegeben. Auch auf der viel befahrenen Stadtautobahn A100 gab es der Polizei zufolge nach mehreren nächtlichen Sperrungen keine Störungen mehr.
Auf zahlreichen Berliner Straßen hatte das Wasser am Donnerstag zeitweise knöchelhoch gestanden. Taxis waren nur schwer zu bekommen, Busse fuhren teils nur mit großer Verspätung. Die Innenstadt war am Donnerstag teilweise lahmgelegt. Beim Notruf hingen Anrufer zeitweise minutenlang in der Warteschleife fest.
Im Stadtteil Charlottenburg gab es am späten Donnerstagabend einen Unfall zwischen einem Leiterwagen der Feuerwehr und einem Auto. Drei Menschen wurden dabei verletzt, darunter zwei Feuerwehrleute. Weitere Menschen kamen in Berlin nicht zu Schaden.
Die Lage in anderen Teilen Deutschlands
Doch nicht nur in der Hauptstadt war Land unter. Auch in anderen Teilen Deutschlands gingen heftige Regenschauer herunter. Sie ließen Flusspegel steigen und überfluteten Straßen.
In Brandenburg war besonders der Raum Oranienburg im Norden Berlins betroffen. Mehr als 400 Einsatzkräfte waren dort bis zum frühen Freitagmorgen im Einsatz. Immer wieder musste auch das Technische Hilfswerk mithelfen, Häuser, Straßen und ganze Firmen von den Wassermassen freizupumpen. Es kam zu mehreren Unfällen mit Leichtverletzten.
Einige Schäden aus der Nacht kamen erst am Morgen zutage: So musste etwa die Kreisverwaltung Oberhavel wegen technischer Probleme geschlossen werden. In die unteren Kellerräume, in denen die Server der Verwaltung stehen, sei Wasser gelaufen, teilte die Stadt Oranienburg mit.
Die starken Regenfälle suchten auch Norddeutschland heim – aber weniger heftig als befürchtet. In Hamburg sind nach Angaben von Polizei und Feuerwehr durch andauernden Regen mehrere Gullydeckel übergelaufen. Überschwemmungen habe es nicht gegeben. Auch in Schleswig-Holstein fiel heftiger Regen, größere Einsätze verzeichneten die Leitstellen aber nicht.
Stärker betroffen war Mecklenburg-Vorpommern: In Waren mussten die Einsatzkräfte nach Angaben der Regionalleitstelle im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte rund 40-mal ausrücken. Mehrere Keller standen unter Wasser, und einige Straßen waren überschwemmt. In Rostock, Schwerin und Neubrandenburg blieb es trotz anhaltenden Regens überwiegend ruhig.
Betroffen waren zudem manche Teile Niedersachsens. In Hannover musste die Feuerwehr bis zum Morgen rund 185-mal ausrücken. Einige Straßen waren vorübergehend nicht passierbar. Zudem war die Medizinische Hochschule von den Wasserschäden betroffen. Eine Tiefgarage sowie die Zentralapotheke waren überschwemmt worden. Beim Reifenhersteller Continental und der Zentralen Polizeidirektion gab es ebenfalls einen Wassereinbruch.
Im Raum Oldenburg war das Dach einer Waschanlage einsturzgefährdet. Einsatzkräfte konnten das verhindern. Rund 50-mal rückte in der Region die Feuerwehr aus. Straßen standen komplett unter Wasser. Verletzt wurde niemand. Zahlreiche Anrufer meldeten überlaufende Gullydeckel.
Im Westen und Süden Deutschlands war die Nacht hingegen weitgehend ruhig. Die Nacht zum Freitag zwar in Baden-Württemberg und Bayern zwar gebietsweise verregnet, nennenswerte Beeinträchtigungen aufgrund von Sturm, Gewitter oder Starkregen waren aber zunächst nicht bekannt. Auch in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland musste die Polizei zu keinen großen Einsätzen aufgrund des Wetters ausrücken.